Wer bin ich? Das frage ich mich schon immer wieder. Wer bin ich eigentlich?
Was bewirkt die Frage in dir?
Ich habe sie mir schon oft gestellt und war dann enttäuscht und verunsichert davon, dass ich sie mir nicht beantworten konnte – Wer bin ich eigentlich?
Wie könnte dennoch eine Antwort aussehen?
Wer bin ich? Heute, jetzt, morgen, gestern? Was wenn ich eine Antwort habe – ich bin sportlich, faul, ich bin fleißig und vertrauenswürdig. Ich bin schüchtern, ich bin offen. Was mache ich mit diesen Antworten? Sie füllen irgendwie nicht die Leere, die sich durch die Frage aufgetan hat
Was ist der grundsätzliche Sinn von Fragen? Warum fragen wir?
Um etwas zu erfahren, um etwas zu lernen, um sich zu vergewissern, um jemanden zu beschämen, um anzugeben… es gibt viele Gründe.
Warum stellst du dir die Frage, wer du eigentlich bist?
Ich glaube ich habe mir diese Frage bisher immer dann gestellt, wenn ich Orientierung brauchte, mich ziellos fühlte, mich wertlos fühlte, wenn ich nach dem Sinn meines Seins fragen wollte. So nach dem Motto: Wenn ich weiß, wer ich bin, BIN ich wer – ja ungefähr so muss es sein.
In solchen Situationen, wie du sie eben beschrieben hast – wie stark fühlst du dich da, eine
solche Frage beantworten zu können?
In solchen Situationen eine Antwort zu finden ist wahrscheinlich nicht leicht. Es war mir bisher glaube ich eigentlich auch immer unmöglich. Ich wollte meine Antwortversuche aber auch gar nicht hören – wollte keine Einschätzung meiner Fähigkeiten und Eigenschaften. Ich glaube, ich wollte mir die Frage stellen, weil das Gefühl, was ich in dem Moment spürte, sich genau so anfühlte, wie es ist, wenn ich eben keine Antwort auf die Frage „Wer bin ich eigentlich“ finde.
Die Frage: „Wer bin ich eigentlich“ hat also eher die Stimmung beschrieben, als dass es
eine Aufforderung war, eine Antwort zu finden?
Ja.
Es war also eher ein: “Ich weiß gerade gar nicht, wer ich bin“?
Ja.
Wenn du dir aus dieser Feststellung selbst eine Frage machst, was passiert? Kannst du dir
das erklären?
Ich drehe mich im Kreis. Ich fühle mich orientierungslos und verlange von mir eine Antwort und damit Orientierung. Ich will eine Antwort auf etwas, das ich nicht beantworten kann...
Wie fühlst du dich, wenn du dich in eine solche Situation bringst.
Hilflos, wütend, in die Ecke gedrängt, verzweifelt…
Orientierung ist etwas, das uns einen Weg aufzeigt, oder? Du sagtest, du bist dann ziellos.
Was für eine Frage könntest du dir stellen, die dir in der Situation die Möglichkeit gibt, aus
der Schleife auszusteigen, Orientierung zu bekommen?
Vielleicht eher – wer will ich eigentlich sein?
Was daran ist anders?
Ich kann darüber nachdenken, wer ich gern wäre. Das gibt Perspektive.
Wobei: Kommt darauf an.
Auf was?
Wie ich mit der Frage umgehe. Wenn ich beginne, aufzuzählen „Ich wäre gern erfolgreicher, mutiger, lustiger, entspannter…“, dann kann es sein, dass ich mich innerlich nur auf meine vermeintlichen Schwächen konzentriere. „Ich wäre so gern so und bin‘s doch nicht.“
Ja das stimmt, das klingt nach etwas, was passieren könnte in diesen Situationen.
Wenn du in einer Küche an etwas Leckeres kommen willst, was sehr weit oben in einem
Regal steht, wodurch du es so nicht erreichen kannst, was tust du?
Ich suche nach etwas, auf das ich klettern kann.
Du denkst dir nicht, ich komme so nicht ran, also kann ich es nicht holen?
Nein natürlich nicht, erst muss ich schauen, ob ich nicht doch hochkomme.
Wenn du beschreiben kannst, wer du sein willst, es aber noch nicht bist, noch nicht
rankommst, was ist deine nächste Überlegung, um nicht stecken zu bleiben?
Was brauche ich, um zu sein, wer ich sein will?
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Foto: Clay Banks, Unsplash
Liebe Rosa, so ein (mich) bewegender Text. Ich fühle es auch so, dass diese Art "Platzhalter"-Fragen mir Raum schenken. Ich muss mich nicht entscheiden, nicht festlegen; darf die Entscheidung auf später vertagen. Wann kann ich mich festlegen? Will ich mich überhaupt festlegen? Bedeutet festlegen eher Klarheit oder eher Festgefahrenheit? Danke! Deine Adi!