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Selbstkritik: Wie die richtige Haltung deine persönliche Entwicklung fördert

Aktualisiert: 20. Sept. 2023

Aus schmerzhafter Selbstkritik zur Selbstentfaltung: Wie du schädliche Selbstkritik hinter dir lassen kannst.

Mensch spiegelt sich in Scherbe

Selbstkritik spielt eine entscheidende Rolle in unserer persönlichen Entwicklung, indem sie uns dazu anregt, unser Handeln und unsere Ausrichtung kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren. Doch die Art und Weise, wie wir Selbstkritik ausüben, ist von großer Bedeutung. Wenn unsere innere Haltung nicht stimmt, kann Selbstkritik eher schädlich als hilfreich sein und unser persönliches Wachstum behindern.


Juliane, eine talentierte Künstlerin, litt unter schmerzhafter Selbstkritik. Ihre ständigen Selbstzweifel und Vergleiche mit anderen Künstlern führten dazu, dass sie Ausstellungseinladungen ablehnte und nun mit der Angst zu mir ins Coaching kam, ihre Leidenschaft - ihre Energie und die Freude für die Kunst völlig zu verlieren.


Wann ist Selbstkritik nun aber schädlich, und wann hilft sie uns?

Dazu müssen wir auf ihre Wurzeln schauen - auf die Haltung, aus der sie entspringt.

Viele Menschen verbringen viel Zeit in ihrem Kopf, wo sie sich in endlosen Gedankenschleifen verfangen. Diese Schleifen drehen sich oft darum, was sie angeblich falsch gemacht haben oder wie sie Dinge besser hätten machen können. Manchmal fragen sie sich sogar, was grundsätzlich mit ihnen nicht stimmt. Andere versuchen vielleicht, diese schmerzhaften Gedankenschleifen mit aller Kraft zu unterdrücken. Dies geschieht oft unbewusst und führt zu einer ständigen Erschöpfung oder einem undefinierbaren Gefühl der Anstrengung.


Unabhängig davon, ob wir uns in den Gedankenschleifen verlieren oder sie unterdrücken, verhindert diese Art der (unterdrückten) Selbstkritik unsere Selbstentfaltung. Sie beschäftigt sich schlicht weg mit der falschen Frage: "Was stimmt nicht mit mir?" Die Hoffnung besteht dann darin, herauszufinden, was mit uns nicht stimmt, um es anschließend zu korrigieren oder zu verbergen, um von anderen akzeptiert und geschätzt zu werden. Das aber führt zu einem inneren Krieg, dem unser Selbstwertgefühl leicht zum Opfer fallen kann. Während "eine Seite" versucht zu verargumentieren, was mit uns nicht stimmt, versucht "eine andere Seite" in uns, dagegenzuhalten.


Die Selbstkritik aber, die unser Wachstum und unsere Weiterentwicklung fördert, entstammt einer anderen Grundhaltung.

Sie entspringt einem wohlwollenden Blick auf uns selbst und darauf, was uns im Innersten ausmacht. Diese Art der Selbstkritik geht nicht davon aus, dass grundsätzlich etwas mit uns nicht stimmt. Stattdessen basiert sie auf einem tiefen Selbstvertrauen, das es uns ermöglicht, Unstimmigkeiten zwischen unserem Verhalten und unseren Werten in Ruhe zu betrachten und gegebenenfalls zu ändern, ohne dabei unseren Selbstwert in Frage zu stellen.


Wir stellen uns Fragen wie: Warum verhalte ich mich anders, als ich es mir wünsche? Welche Bedürfnisse sind vielleicht nicht erfüllt? Welche Gewohnheiten müssen geändert werden, und wie kann ich mich dabei unterstützen? Wo brauche ich Hilfe? Welche Grenzen müssen gezogen werden, und wo benötige ich mehr Raum und Zeit, um meine Gefühlen nachzugehen und sie loszulassen?


Der entscheidende Unterschied liegt also darin, ob wir uns selbst verurteilen und im Rückschluss vor uns selbst rechtfertigen oder verstecken, oder ob wir uns selbst mit Offenheit, Wohlwollen und Neugierde begegnen, um unser Selbst(-bild) zu ERWEITERN. Diese innere Haltung verändert alles.


Es ist viel einfacher, Verantwortung für unser Verhalten zu übernehmen, wenn wir uns mit diesem Verhalten nicht identifizieren müssen.

Wenn wir nicht davon ausgehen, dass wir schlecht sind, wenn wir etwas Schlechtes tun, oder dass wir ein Fehler sind, wenn wir einen Fehler machen. Selbstkritik bedeutet in diesem Kontext, zu reflektieren, was dazu geführt hat, dass wir einen Fehler gemacht haben (etwas, das nicht unseren Werten, Wünschen und Zielen entspricht).

Wenn wir allerdings Schwierigkeiten haben, auf diese wohlwollende Art Selbstkritik zu üben, fühlen wir uns oft überaus verletzlich, defensiv und neigen dazu, reaktiv statt selbstbestimmt und werteorientiert zu handeln.


Selbstkritik kann nur dann ein wertvolles Werkzeug für unsere persönliche Entwicklung sein, wenn wir eine wertschätzende Beziehung zu uns selbst haben und daran interessiert sind, unser Selbstbild zu erweitern, anstatt es zu beschränken, zu verbergen oder zu verbiegen. Um Selbstkritik effektiv nutzen zu können, müssen wir wissen, was uns ein Gefühl von Verbundenheit, Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit vermittelt.


In diesem Zustand und mit dieser Haltung kann Selbstkritik eine entfaltungsfördernde Wirkung haben und uns auf unserem Weg zur persönlichen Entwicklung unterstützen.

Was also hat Juliane gemacht, um ihre innere Haltung zu verändern und eine wohlwollendere Beziehung zu sich selbst und ihrer Kunst aufzubauen?

  • Bewusstsein entwickeln: Für Juliane war es ein echter Aha-Moment, zu erkennen, dass ihre Gedanken - die Art ihrer Selbstkritik sie daran hinderten, ihre Kunst zu genießen. Zu verstehen, wo der Unterschied zwischen schädlicher und hilfreicher Selbstkritik liegt, ermöglichte ihr überhaupt erst einmal wahrzunehmen, wann genau sie in die schädlichen Gedankenschleifen fiel.

  • Selbstreflexion: Sie setzte sich bewusst hin und begann, über ihre inneren Gedanken und ihre Art der Selbstbewertung nachzudenken. Indem wir die Gedanken einmal laut aussprachen, sie teilweise auf große Karten schrieben und vor uns auslegten, wurde das Ausmaß ihrer Wirkung deutlich. "So etwas sage ich zu mir selbst?" Auch nichtsprachliche Zustände versuchten wir in Bildern/Zeichnungen mit aufzunehmen (ganz Julianes Ding :-)) Unser nächster Schritt war, zu fragen: welche Gedanken/Glaubenssätze sind wohlwollend und konstruktiv, welche schädlich?

  • Fragestellungen ändern: Juliane konnte dann damit beginnen, sich neue Fragen zu stellen. Anstatt zu fragen, "Was ist falsch mit mir?", fragte sie, "Warum habe ich mich auf diese Weise verhalten?" "Was brauche ich, um meine Kunst als Ausdruck meines Selbst zu verstehen und mich unabhängiger von Vergleichen zu machen?" oder "Wie kann ich meine Arbeisatmosphäre meinen Bedürfnissen anpassen?" "Wie kann ich mich motivieren, auch an Dingen zu arbeiten, die mir schwer fallen aber wichtig sind?"

  • Grenzen setzen: Juliane identifizierte schließlich, welche Verhaltensweisen und Gedankenmuster sie belasteten, und setzte klare Grenzen gegenüber diesen selbstschädigenden Gewohnheiten. Das steht hier jetzt einfach so in einem Satz und war doch eine menge harter Arbeit - die vor allem Geduld und Zuversicht verlangte (Hierzu gern auch mal in den Artikel reinschnuppern: Wie geht Veränderung? Das Potential des bewussten Moments.)


Mit der Zeit lernte Juliane so aber, ihre Kunst wieder als Ausdruck ihrer Selbst zu schätzen, anstatt sie ständig zu bewerten. Diese Veränderung ihrer inneren Einstellung ermöglichte es ihr, wieder kreativ zu sein und Freude an ihrer Arbeit zu finden.



P.S. Das mit der schmerzhaften Selbstkritik hat dich angesprochen, oder du kennst jemanden, den das Thema plagt? Fühl dich herzlich eingeladen, dich bei mir zu melden, um etwas Wertvolles für dich zu erreichen. Oder/und abonniere gern meinen Blog für weitere spannende Impulse. Ich freu mich!



Foto von Vince Fleming auf Unsplash





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